Lebensspirale
Sieben Leben

289 Seiten gebundene Ausgabe
ISBN: 80-86978-02-8

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Sieben Leben

Marcel Vanek
Kennst du bereits Erzählungen, die von Wiedergeburt – Reinkarnation - handeln? In diesem Buch werden sieben Leben zu verschiedenen Zeiten und Ländern einer einzigen Person erzählt, die heute als eine Mutter von vier Kindern in Deutschland lebt. Natürlich hängen die verschiedenen Episoden inhaltlich zusammen! Du wirst Zeuge, wie sich der Charakter dieses Wesens entwickelt, wie sich Verständnis für begangene Irrtümer herstellt, wie sich ein ganzes Spektrum menschlicher Verhaltensweisen in Erlebnissen und Taten widerspiegelt. So bekommen auch wir eine Ahnung davon, wie wir selbst auf der Spirale des Lebens unsere ureigenen Erfahrungen machen.
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Aus dem Kapitel: Rose

[…] Sie hat niemanden mehr auf der Welt außer ihrem geliebten Zuhälter. Doch der kehrt zu seinem jungen Mädchen, das Rose so sehr hasst, zurück. Innerhalb von wenigen Tagen hat Rose Gewissensbisse und die Trauer verwandelt sie in einen wandelnden Leichnam. Sie strahlt Pessimismus und Hoffnungslosigkeit aus. Durch die harten Bedingungen des Bordells verliert sie Kunden, die in ihr eine gebrochene, schwangere Frau sehen und sie nicht wollen. Die Schwangerschaft ist schon ziemlich fortgeschritten, das Kind wird schon bald auf die Welt wollen. Eines Nachts sucht Rose ihren Freund auf und betritt sein Zimmer im Bordell. Sie sieht, wie er sich mit ihrer jungen, schönen Rivalin liebt, und spürt, dass es hier nicht nur um Sex geht, sondern dass der Zuhälter dem Mädchen auch Liebe gibt. Sie kann es nicht ertragen und fängt zu brüllen an... Sie macht dem Zuhälter eine schreckliche Szene und rennt dann mit ihrem großen Bauch im Regen durch die Straßen nach Hause. Sie ist aufgeregt und schluchzt. Der Zuhälter rennt hinter ihr her, doch er kriegt nur Ohrfeigen und Schimpfwörter ab, so kehrt er lieber ins Bordell zurück. Rose ist wieder gebrochen und greift nach der Weinflasche. Sie betrinkt sich zu Hause und der Alkohol verschafft ihr nicht nur Erleichterung, sondern auch die Geburtswehen. Die Geburt, die folgt, ist schnell und beinahe schmerzlos. Ein gesunder, schöner Junge wird geboren, sogar ohne Hilfe einer Hebamme. Obwohl unser Wesen sein Leben lang Fehler macht, eines funktioniert perfekt: Alle körperlichen Wunden verheilen schnell, ihr Körper ist sehr fruchtbar und hat auch die Schwangerschaft leicht erlebt - ohne Komplikationen und Schmerzen. Nun hält Rose ihr Kind in den Armen und fühlt sich nach der Geburt nicht einmal erschöpft. Sie hat alles alleine geschafft. Sie ist aber betrunken und ihr Ego bietet ihr die folgende Variante an: "Trink noch mehr! Die Geburt ist deshalb so leicht gewesen, weil du Wein getrunken hast. Trinke, betrink dich! Dann wirst du keine Schmerzen fühlen." Rose trinkt also gierig den Wein und der kleine Junge trinkt aus ihrer Brust Milch. Nach dieser mit Alkohol angereicherten Milch schläft er sehr schnell ein. Die berauschte Rose denkt laut nach: "Was jetzt? Die Hure hat mir meinen Mann weggenommen! Er hat sich in sie verknallt und ich soll jetzt für sein Kind sorgen! Es ist ein Teil seines Körpers und ich will ihn nicht mehr sehen! Sein Kind will ich auch nicht! Ich will keinen Sohn, der wie sein Vater sein und meine Liebe verraten wird!" Rose steht auf und bereitet sich zu einer Tat vor, die sie im nüchternen Zustand nie vollbringen würde. Sie nimmt einen Sack mit Holz zum Heizen, der neben dem Ofen liegt. Sie schüttet ihn aus und nimmt das Kind in die Arme. Mit schwankenden Schritten geht sie hinaus in die dunkle Regennacht. In einer Hand hält sie den Sack, auf der Brust trägt sie den nichts ahnenden, süß schlummernden Säugling. Ihre Bewegungen sind maschinenartig. An einer Stelle, wo gerade die Straße repariert wird, wirft sie Pflastersteine in den Sack. Dann schleppt sie den schweren Sack hinter sich her. Sie erreicht die Brücke, unter der ein dunkler und tiefer Fluss strömt. In der Mitte der Brücke angelangt, setzt sie sich hin und atmet tief. Nach einer Weile nimmt sie das Kind in die Arme und küsst es mit den Worten: "Lebewohl, meine Liebe, ich will dich nie mehr sehen." In ihrer verzerrten Wahrnehmung verabschiedet sie sich dadurch von dem verräterischen Zuhälter. Sie legt das frisch geborene Kind, das zufrieden vor sich hin schlummert, in den Sack. Nicht einmal die kalten Pflastersteine wecken es. Sie zieht den Schnürsenkel aus einem Schuh und bindet den Sack fest zu. Mit plumpen Bewegungen hebt sie den Sack auf das Steingeländer hoch. In diesem Moment wacht der Säugling auf und schreit erschrocken in die Stille der kalten Nacht. Rose lässt den Sack fallen und der Fluss verschluckt ihn mit einem lauten Platschen. Das jämmerliche Weinen des Kindes verliert sich in der Tiefe, als der schwere Sack im Wasser untergeht. Bei Morgendämmerung kehrt Rose nach Hause zurück. Sie trinkt den Wein aus und fällt nach dieser anstrengenden Nacht in tiefen Schlaf. Unser Wesen erwartet gerade eine weitere Prüfung. Wegen ihrem Stolz hat es das Kind verloren, mit dem es den Zuhälter manipulieren und an sich binden wollte. Am nächsten Tag schläft Rose bis in die Mittagsstunden. Sie hat einen schrecklichen Kater. Der Zuhälter kommt sie wecken. Er bringt ihr einen riesigen Rosenstrauß und lächelt strahlend. Bereits in der Tür teilt er Rose die freudige Nachricht mit: "Rose, ich habe die ganze Nacht lang nachgedacht. Ich liebe nur dich und will mit dir leben. Ich werde dich heiraten und wir werden gemeinsam unser Geschäft leiten und unser Kind erziehen. Ich spüre, dass ich sein Vater bin und ich werde wie ein Mann dazu stehen. Und du wirst eine Dame sein, wie du es dir immer gewünscht hast." Rose weint nach diesen Worten, da sie weiß, was sie in der Nacht getan hat. Nun ist ihr klar, dass alles für immer verloren ist. Erst jetzt bemerkt der Zuhälter das Blut auf dem Bettlaken und überall auf dem Boden. Seine Augen leuchten und er schreit begeistert: "Es ist geboren! Ich bin Vater! Wo ist mein Kind?! Rose, versteck es nicht, zeig es mir! Ist es ein Sohn?" Rose schluchzt heftig und nickt zustimmend: "Es war ein Junge... " Der Zuhälter erstarrt und fragt: "Wieso war?! Wo ist er? Was hast du mit ihm gemacht?" Rose kann nicht mehr lügen, so sagt sie die Wahrheit. Sie beschreibt, wie sie den Neugeborenen aus Hass auf seinen Vater in den Fluss geworfen hat. Der stolze Zuhälter weint und schmeißt den Strauß wütend auf den Boden. Er geht zu Rose und gibt ihr eine schallende Ohrfeige. Er schreit sie an: "Du hast mein Kind umgebracht! Zwischen uns ist Schluss! Du wirst meinen Club nie wieder betreten. Ich will dich hier nie mehr sehen! Du bist ein Ungeheuer." Rose erlebt jetzt die schwerste Prüfung in diesem Leben. Einige Wochen lang verlässt sie ihre Wohnung überhaupt nicht. Schließlich beruhigt sich der Zuhälter. Er erlaubt ihr, in der Wohnung zu bleiben, doch als Strafe muss sie für ihn auf der Straße arbeiten wie die niedrigste Hure. Sie wird ihm Geld abgeben, doch sie darf nicht in die Nähe des Bordells kommen, welches für sie jetzt "tabu" ist. Die gebrochene Rose weiß nicht, was sie tun soll. Sie kennt keine andere Art Geld zu verdienen außer Prostitution. So geht sie, nachdem ihr Geld aus ist, wieder vor das Haus und beginnt die "Karriere" einer Straßendirne. Sie verfällt weiterhin negativen Gedanken, die sie auf Grund ihres Stolzes und Neides bildet. Sie hat ihren Neid immer noch nicht verstanden und will weiterhin allen beweisen, dass sie eine ausgezeichnete und erfolgreiche Hure sein kann. Auf der Straße trifft sie viele ihrer Klienten von früher. Eines Tages sogar ihren ersten Kunden. Er ist heute ein Greis, ein Staatsbeamter, der die Ordnung in diesem Stadtteil überwacht. Er erkennt Rose sofort und ohne zu wissen warum, will er diesem unglücklichen Wesen helfen. Er spürt eine tiefe Verbindung und freundschaftliche Beziehung zu ihr. Sein Unterbewusstsein rät ihm, er solle diese Frau beschützen und auf den richtigen Weg des Verstehens bringen. In früheren Leben traf dieser alte Mann Rose oft als ein nahe stehendes und freundliches Wesen. Zum letzten Mal sahen sie sich, als Rose Mond war. Dieser Herr war damals sein königlicher Vater, den dann die Königin vergiftete. Er war auch Nussmanns magerer Freund und Schneeglöckchens fürsorglicher Vater. Die menschlichen Bindungen verflechten sich wie die Wurzeln eines Baumes. Rose fühlt, dass ihr dieser Greis helfen will, als wäre er ihr eigener Vater. Sie führt ihn in ihre schmutzige Wohnung und bietet ihm dort ihre Dienste an. Doch er lehnt Sex ab: "Ich habe das vor Jahren mit dir erlebt und diese Erfahrung hat mir Erkenntnis gebracht. Ich habe die Liebe zu meiner Frau wieder gefunden und bis heute leben wir in Liebe miteinander. Du hast mir damals eine wichtige Lektion erteilt. Jetzt möchte ich dir gerne helfen." Er legt ein paar Goldmünzen auf den Tisch und redet viele Stunden gütig mit ihr. Er spendet ihr Trost und bietet seine Hilfe an, was Rose von Menschen gar nicht mehr erwartet. Sie kommt sich jetzt schmutzig und verdammt vor. Weinend antwortet sie: "Würdiger Herr, ich kann ihre Hilfe nicht akzeptieren. Mir kann niemand mehr helfen, nur der Tod. Ich werde sie aber gerne bald wieder sehen und wieder Ihren Worten zuhören." Der alte Herr geht weg und verspricht, von Zeit zu Zeit wiederzukommen. Seine Aufgabe als Beamter ist es, die Prostituierten von der Straße wegzukriegen, doch er entscheidet sich, Rose zu beschützen. Unser Wesen betreibt weiterhin sein Gewerbe und gibt dem Zuhälter, der es gar nicht mehr sehen will, Geld ab. Eines Tages spricht sie auf der Straße ein Nobelmann an. Es ist der Marinekapitän, den sie aus ihrer Jugend kennt. Er schaut Rose ins Gesicht und fängt zu lachen an: "Sieh mal! Du bist doch Rose! Erinnerst du dich an mich? Ich bin der junge Kadett, den du heiraten solltest! Du schuldest mir ja noch was! Bei dir habe ich Sex bis zu meinem Tod vorausbezahlt." Rose lässt sich nicht aus der Fassung bringen. Jetzt ist sie eine erfahrene Hure, so sagt sie gelangweilt: "Verschwinden sie, mein Herr, mit ihnen würde ich zu keinem Preis mehr gehen!" Der Kapitän schüttelt den Kopf und fährt fort: "Du hast mich Sex und Liebe gelehrt und mit dir war es das schönste, was ich je erlebt habe. Ich habe viele Orte dieser Welt besucht und Hunderte von Huren in fremden Ländern gehabt! Es wäre interessant, das von damals zu wiederholen. Würdest du wirklich für keinen Preis gehen?" Rose denkt nach und ihr kommt eine witzige Idee. Sie antwortet: "Nur für vierzig Goldmünzen und einen Ring dazu!" Sie glaubt, dass sie den Mann, den sie nie wieder im Leben sehen wollte, loswerden wird. Doch der Kapitän lacht laut und ruft: "Abgemacht!" Rose ist zum zweiten Mal im Leben von der Zustimmung zu einer so übertriebenen Summe total überrascht. Um nachzuweisen, dass er es ernst meint, zählt der Kapitän vor ihren Augen die Goldmünzen ab und nimmt einen mächtigen goldenen Ring von seinem Finger. Rose kann ihren Augen nicht trauen, beneidet ihn wieder um sein Geld und sehnt sich danach dieses Geld um jeden Preis selbst zu besitzen. Es würde ihr helfen ein paar weitere Monate zu überleben. Sie führt ihren ehemaligen Liebhaber in ihre Wohnung, besser gesagt in den feuchten, schmutzigen Raum, in dem sie lebt. Der Kapitän verdunkelt die Fenster und schaltet sorgfältig alle Lichter aus. Er erklärt Rose, dass er es beim Liebemachen gerne dunkel habe. Sie spürt intuitiv, dass da etwas nicht stimmt, aber sie hat nur die Goldmünzen im Kopf. Sie glaubt, ihr Zuhälter würde sie wieder in die bessere Gesellschaft im Bordell lassen, wenn sie ihm einen Teil dieses Verdienstes abgibt. Sie liebt sich mit dem Kapitän, der mehr als andere Männer stöhnt. Rose glaubt, dass er es einfach intensiv erlebt - sie hat keine Ahnung, dass dieser Mann seit längerer Zeit an einer Geschlechtskrankheit leidet, die nicht geheilt werden kann und heute "Syphilis" genannt wird. Der Marinekapitän empfindet eher Schmerz als Lust. Er will Rose aus Rache mit diesem "Geschenk" segnen. Auch dies ist kein Zufall und Rose kennt den Marinekapitän gut aus ihren früheren Leben: Es ist niemand anderes als Weißlings Mutter, die Schwarzmagie anwandte. Jetzt hat sie die Geburt in einen männlichen Körper und Prüfungen gewählt, die sie zum Verstehen ihrer Überheblichkeit führen werden. Nach diesem "Sexakt" geht der Kapitän weg und lacht unterwegs laut. Rose versteht nicht, was dieses drohende Lachen zu bedeuten hat. Sie findet es ein paar Wochen später heraus, als sie die ersten Symptome der tückischen Krankheit zu spüren beginnt. Sie ist wieder ratlos und findet erneut Trost bei der Weinflasche. Sie trinkt aus Traurigkeit und ist über sich selbst unglücklich. Sie hat ihren Stolz immer noch nicht verstanden und will sich an den Männern rächen. Die Rache wird in der Verbreitung der Krankheit bestehen. Sie wird zur billigsten und hinterhältigsten Hure, die Dutzende von ihren gierigen Kunden mit Syphilis ansteckt, welche später an der Krankheit sterben werden. Damit wird es nicht endgültig enden, sondern Rose wird sie in ihren zukünftigen Leben wiedertreffen. Es gibt nämlich keine Rache und jede negative Tat verbindet die Wesen fest für die zukünftigen Leben miteinander, in denen sie Lösungen ihrer Irrtümer auf der Ebene des menschlichen Verstehens finden werden. […]
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